Verstrickungen werden im Rausch der Hoffnung geboren.

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Materialien

In der Auseinandersetzung mit der Angehörigenproblematik sind unterschiedliche Arbeitsmaterialien für Selbsthilfe, Prävention, Beratung und Therapie entstanden, die ich Ihnen zum Herunterladen zur Verfügung stellen möchte. Diese stammen aus dem Ratgeber "Ich will mein Leben zurück" (Flassbeck, 2015) und dem Fachbuch "Die langen Schatten" (Flassbeck & Barth, 2020) oder sind auf deren Grundlage entstanden. Ich danke dem Verlag Klett-Cotta freundlich für die Genehmigung, sie hier einstellen zu dürfen. Vorangestellt ist dieser Seite eine Broschüre über "die stillen Mädchen" aus Suchtfamilien, welche in Kooperation mit der Landeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Rheinland-Pfalz veröffentlicht wurde. Hinzugefügt habe ich schließlich eine Liste persönlicher Rechte von Ursula Lambrou (1990).

Auf der Seite "Medien" finden Sie darüber hinaus Romane, Spielfilme, Reportagen, Lieder etc., die Angehörigen einen Spiegel ihrer Problematik bieten und ebenfalls in Selbsthilfe, Beratung und Therapie eingesetzt werden können.

Die Landeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von Rheinland-Pfalz hat zur Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien 2020 eine informative Broschüre zu den komplex traumatisierten "stillen Mädchen" herausgeben, Titel: "Erkennen, erreichen, ermöglichen". Vornehmlich besteht diese aus einer Zusammenfassung eines Impulsreferats, das ich in 2019 auf einem zweitägigen Workshop des Arbeitskreises "Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien in Rheinland-Pfalz" hielt. Der Text basiert auf den ersten vier Kapiteln des Fachbuchs "Die langen Schatten der Sucht" (Flassbeck & Barth, 2020, S. 27 - 82). Ich danke der LZG Rheinland-Pfalz und dem Arbeitskreis für die gelungene Kooperation.

» Broschüre bestellen (Rubrik Kinder aus suchtbelasteten Familien)
» Broschüre herunterladen

Die Checkliste aus dem Ratgeber "Ich will mein Leben zurück!" (Flassbeck, 2019, S.45 - 52) dient dazu, das Ausmaß der Betroffenheit von Angehörigen zu überprüfen. Auf drei Skalen beinhaltet sie Fragen zu folgenden Aspekten:

  • zum Stress auf Seiten der Angehörigen durch das Zusammenleben mit einem Suchtkranken

  • zu Problemen und Verstrickungen in der Beziehung zum Suchtkranken

  • zu möglichen psychosozialen Beschwerden und Auffälligkeiten, die Angehörige als Folge des Stresses und der Probleme entwickeln können

Die Checkliste können Angehörige selbst anwenden oder TherapeutInnen können sie in Beratung und Therapie zusammen mit den Klienten nutzen, um die Problematik und den Hilfebedarf zu klären. Die Checkliste ist kein wissenschaftlich überprüftes Instrument und liefert ausschließlich Hinweise, die auf dem jeweiligen individuellen Hintergrund zu interpretieren sind. Das abrufbare PDF besteht aus drei Teilen: den Instruktionen, dem Fragenkatalog und einer Anleitung zur Auswertung.

» Checkliste (CAV)

cover ratgeber

Die folgenden Arbeitsmittel stammen aus dem Fachbuch "Die langen Schatten der Sucht" (Flassbeck & Barth, 2020) oder sind auf der Grundlage des Fachbuchs entstanden.

Der Anamnesebogen kann Therapeuten und Berater unterstützen, Qualität und Quantität der biografischen und aktuellen Belastung eines (erwachsenen) Kindes aus einer Suchtfamilie zu erfassen (S. 28 - 29). Es werden 23 Belastungen und Traumata abgefragt, die in vier Kategorien eingeordnet sind: 1. Stress, 2. emotionale Vernachlässigung, 3. soziale Beeinträchtigungen und 4. Übergriffigkeiten. Es gibt zwei Spalten, in denen die biografische Belastung und das aktuelle Ausmaß eingestuft werden können. Der Anamnesebogen gibt Hinweise für die Diagnosestellung und die Therapieplanung.
» Anamnesebogen Suchttrauma

Die Liste umfasst Schemata des Suchttraumas (S. 97 - 120). Die Bewältigungsstrategien, Schutzfunktionen, Ressourcen und dysfunktionalen Folgen der Schemata werden stichwortmäßig beschrieben.
» Schemataliste

Es wird eine Übersicht über das Diagnosekonzept des Suchttraumas nach Flassbeck & Barth (2020) gegeben. Ergänzt wird dieses durch das Konzept der Co-Abhängigkeit nach Flassbeck (2020; 2013).
» Diagnosekonzept

Die Methoden des Behandlungskonzepts des Suchttraumas (S. 142 - 332) werden in Abhängigkeit der zu bewältigenden Symptomatik aufgelistet.
» Behandlungskonzept Suchttrauma

Die anwendungsbezogene Skala dient der Prozessdiagnostik in der therapeutischen Arbeit mit Angehörigen. Sie ist zu Zwecken der Fortbildung entstanden und aus dem Behandlungskapitel abgeleitet (S. 142 - 332). Mit ihrer Hilfe kann fortlaufend der aktuelle Stand von Problemwahrnehmung und Motivation eingeschätzt werden, um geeignete Interventionen zur Förderung des individuellen Prozesses auszuwählen.
» Skala Problemverstrickung/-klärung

Die Übung Alleinsein habe ich auf Grundlage des Unterkapitels 5.6 Traumabewältigung, Abschnitt 5.6.3 Integration des verletzten Kindes des Fachbuchs (S. 299 - 309) entwickelt. Ich nutze die Übung gerne in Fortbildungen, in der Gruppentherapie oder auch - leicht angepasst - in der Einzeltherapie. Sie verdeutlicht die zentrale Lernerfahrung der Psychotherapie des komplexen Suchttraumas, dass die KlientInnen ihr posttraumatisches Alleinsein überwinden, indem sie ein Erwachsenen-Ich entwickeln, welches ihr verletztes inneres Kind an die Hand nimmt und für es gut sorgt.
» Übung Alleinsein

Der Impuls "Wütender Lebenshunger" habe ich für einen Workshop entwickelt. Er basiert auf dem Abschnitt 5.5.2 Emotionsfokussierte Methoden (S. 249 - 260). Hintergrund der Übung ist die Erfahrung von Kindern aus Suchtfamilien, für Wutausdruck, Willensäußerungen und Spielverhalten bestraft und in der Entfaltung von Eigenständigkeit und Lebenslust beschnitten worden zu sein. Metaphorisch sind ihnen die Flügel gestutzt und sie sind in ein Korsett gezwungen worden. Die Übung zielt darauf, die verletzte Sehnsucht anzusprechen und ihr Schwingen zu verleihen, frei nach dem Motto "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin."
» Wütender Lebenshunger

cover ratgeber

Der Selbsthilfe-Ratgeber "Ich will mein Leben zurück!" (Flassbeck, 2019) beinhaltet eine Reihe von Arbeitsblättern, dort werden sie Aktionskästchen genannt. Sie sollen anregen, sich mit sich selber, der eigenen Geschichte und der verstrickten Situation als Angehörige aktiv auseinander zu setzen. Falls Sie nicht im Buch herumkritzeln wollen, haben Sie die Möglichkeit, sich die Arbeitsblätter herunterzuladen. Auch sind sie geeignet als Hausaufgaben in der Beratung und Therapie oder auch zur Nutzung in der Gruppenarbeit.

» 01 Aktion: Geschichte und Lebenslinie
» 02 Aktion: Bedingungen für Verstrickungen
» 03 Aktion: Suchtbezogenes und eigenes Hilfenetzwerk
» 04 Aktion: Eskalationsspirale Stress
» 05 Aktion: Verbote aus Kindheit und aktuelle Ängste
» 06 Aktion: Sich Zeit nehmen
» 07 Aktion: Gesprächspartner suchen
» 08 Aktion: Erholung im Lebensalltag finden
» 09 Aktion: Wie geht es Ihnen?
» 10 Aktion: Falsche versus lebensbejahende Hoffnung
» 11 Aktion: Im Kleinen aktiv werden
» 12 Aktion: Abgrenzen und Nein sagen
» 13 Aktion: Klären Sie Mein und Dein
» 14 Aktion: Schützen Sie sich und andere
» 15 Aktion: Nüchterne Bilanz der Ohnmacht ziehen
» 16 Aktion: Gesunde Grundsätze
» 17 Aktion: Sich mit der Trauer anfreunden
» 18 Aktion: Gesunde Aggressivität
» 19 Aktion: Träume leben
» 20 Aktion: Ressourcen vergegenwärtigen

Auf der Seite Raus aus der Falle in der Rubrik Support werden Ihnen neun co-abhängige Muster beschrieben, sich in helfenden Beziehungen zu Suchtkranken zu verstricken. Und es werden Ihnen Impulse gegeben, die Fallen zu verlassen und bessere Selbstfürsorge zu betreiben. Ein Selbsteinschätzungsbogen zu den ersten acht Fallen können Sie sich hier herunterladen.
» Selbsteinschätzungsbogen co-abhängige Fallen

nein, einen scheiß muss ich

Fachmenschen in der Suchthilfe sind ähnlich betroffen wie auch Angehörige. Die Suchthelfer haben gegenüber Angehörigen einen Vorteil: Sie haben einen Feierabend und ein Wochenende. Die Betroffenheit von Suchthelfern kann durch drei Aspekte auf den Punkt gebracht werden: 1. Suchtkranke bringen eine starke Zerrissenheit oder Widersprüchlichkeit mit, die die Helfer in der Arbeit mit Suchtkranken herausfordert. Sucht ist eine Krankheit, aber es ist auch ein manipulatives, unsoziales und übergriffiges Verhalten. 2. Suchthelfer sind Menschen mit psychosozialen Neigungen und Problemen und können sich infolgedessen in den abhängigen Ambivalenzen und Manipulationen verstricken. Ich bezeichne es als co-abhängige Gegenübertragung, wenn Helfer die süchtigen Manipulationen bagatellisieren und verleugnen, Sucht ausschließlich als Krankheit wahrnehmen und übermäßig helfen.

3. Verstrickungen können nicht verhindert werden, sie ergeben sich. Sie sind sogar eine Chance und können genutzt werden. Es geht darum, sie aufzuspüren und geeignete Strategien der Grenzsetzung einzusetzen und die Unabhängigkeit als Helfer wiederherzustellen. Darüber geschieht Entwicklung, auf Seiten der Suchthelfer und auch, falls sie sich einlassen, der Klienten. Deswegen ist es wichtig, dass Suchthelfer fortwährend ihr Berufsrisiko reflektieren (Kollegiale Beratung, Selbsterfahrung, Supervision), und flexibel sowohl Strategien des Helfens als auch der Abgrenzung einsetzen können. Eine gute Psychohygiene auf Seiten der Suchthelfer ist gleichbedeutend mit einer unabhängigen Beziehungsgestaltung und dies ist wiederum Voraussetzung für eine effektive und nachhaltige Suchthilfeleistung für die Klienten. Die Qualität der Psychohygiene und die der Hilfeleistung stehen in einer notwendigen Wechselwirkung und verstärken sich gegenseitig.

Für den Zweck der Fortbildung, Supervision und Selbsterfahrung von Suchthelfern habe ich den Zusammenhang der drei Aspekte in einer Tabelle dargestellt. In dieser sind psychosoziale Auffälligkeiten der Sucht aufgelistet und diesen sind co-abhängige Gegenübertragungen und Möglichkeiten der gesunden Abgrenzung zugeordnet.

» Tabelle: Süchtige Auffälligkeiten, co-abhängige Gegenübertragungen und gesunde Abgrenzung

Ursula Lambrou hat als erste in Deutschland über erwachsene Kinder aus Suchtfamilien publiziert (1990). Ihr Buch "Familienkrankheit Alkoholismus" ist nach wie vor zeitgemäß und lesenswert. Der Höhepunkt des Werkes ist für mich die "Liste persönlicher Rechte" (S. 228). In der Liste fasst Lambrou in 16 Glaubenssätzen prägnant zusammen, worauf es in der Selbsthilfe, Prävention und Therapie von Betroffenen ankommt, z.B. "7. Ich brauche nicht zu lächeln, wenn ich eigentliche weine." Die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz hat dazu einen Flyer veröffentlicht, der als PDF abgerufen werden oder auch in Papierform in der LZG bestellt werden kann. Die Liste ist auch für andere Angehörige hilfreich. Ich setze sie gerne zu Zwecken der kognitiven Umstrukturierung in der Therapie von Angehörigen ein.

» als PDF abrufen
» in Papierform bestellen